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Von Schulbankbarbaren und Lehreraffenlebenslehre

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Über den Lehrkörper im Allgemeinen lässt sich streiten - sowohl vom physischen als auch vom psychischen Aufbau her, aber damit wollen wir erst garnicht anfangen. Auch wenn der sogenannte Lehrkörper manchmal mehr, manchmal weniger kräftig ausfällt, stellt  er trotz allem doch eine Autoritätsperson dar - zumindest tat er das eine Zeit lang. Die  Zeit nämlich, als es noch keine dummen Handys gab - jaha Kinder! Als man die Briefe noch mit der Taubenpost verschickt hat und du Schüler nicht diesen "Google" besucht und nach Hausaufgaben gefragt haben, als den Jungs noch der Hintern versohlt und den Mädchen auf die Finger geschlagen wurde. Davon kann der antike, originalgebeizte Lehrkörper nur noch schwärmen... Was waren das noch für Zeiten - als die Schüler noch brav und anständig waren und die Jungs so etwas wie "Zweideutigkeit" im HJ - Alter noch garnicht kannten. Als der Lehrkörper noch unangefochtener Herrscher über das muffige Klassenzimmer war und allein seine Stimme die verbrauchte Luft mit seuchengleichem, pestigen Mundgeruch durchschnitt... hach ja. Diese Zeiten sind vergangen. Die Schüler von heute sind respektlos, unreif, nicht erzogen und verwöhnte Satansbraten. Wenn es die Prügelstrafe noch gäbe... ja dann - dann - ... Hach, waren das schöne Zeiten. Mit braven, artigen Schülern.

Heute ist es anders. Der Lehrkörper wird in seiner Autorität ständig in Frage gestellt, andauernd krächzen die infantilen Wiederlinge aus den Schulbänken unangebrachte Kommentare und bieten dem Lehrkörper Paroli. Auch im körperlich kräftigen Sinne, aber das ist eine andere Art von Verwöhntheit. Darüber ist es ja als Depp vom Dienst nicht einmal mehr erlaubt, einen Witz zu machen, denn - schwupps - stehen bei der nächsten Sprechstunde zwei sehr - ebenso kräftige, wie erboste Gestalten vor der Tür und sind bereit, dem geplagten besagten, körperlich Unterlegenen wortwörtlich die Hölle heiß zu machen.

Seit früher hat sich viel verändert, aber auch bei den Lehrern. Heißt es nämlich, die Schüler seien unhöflich, gar respektlos geworden, rechtfertigt das anscheinend auch die Bissigkeit und Unverfrorenheit der Lehrer. Wenn die Schüler das Recht haben, schlechte und grottige Witze zu reißen, dann bitte doch auch das gleiche Recht für alle Lehrer. Meistens gehen deren Witze nach hinten los, völlig in die Hose und rutschen dabei vielleicht auch im Zweideutigen versehentlich unter die Gürtellinie, aber gleichzeitig können sie ebenso verletzend sein oder die Persönlichkeit eines Schülers angreifen. Selbst (schuld) ist der Schüler, der ja angefangen hat. Woher kam nochmal die Sache mit dem "Aber er hat angefangen!" ? - Ach ja, aus dem Kindergarten. Hach, das waren schöne Zeiten... Aber zurück zum Thema:  Der Schüler hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben, denn so wie heute kann das also wirklich nicht angehen. Wann ist der gute alte Schüler so respektlos geworden? Vermutlich dann, als der Schüler, sich in seiner Persönlichkeit verletzt und angegriffen fühlend, dem Lehrer sofort oder mit guter Planung wenig später den entsprechenden "Konter" reingedrückt hat.

Es ist ein Teufelskreis, und obwohl heute gute Lehrer oder Schüler fast ein Hirngespinst oder in Fabeln und alten Erzählungen zu finden sind, ist es doch ein Wunder, dass das Schulsystem so überhaupt noch funktioniert?! Nun, natürlich gibt es trotzdem noch Musterschüler, unter anderem den, der soeben diesen Absatz analysiert und sich mit Freuden am Anfang des Schuljahres besonders nah zum Lehrkörper platziert, um alle Informationen, die gelegentlich unterschleiflich entfleuchen mögen, aufzuschnappen und sofort zu verwerten. Überhaupt, einen befriedigenden Schüler abzugeben ist sehr schwer und erfordert harte Arbeit. So analytisch wie der Musterschüler vorzugehen ist jedoch völlig unmöglich, wenn man sich erst einmal darauf konzentrieren muss, überhaupt aus dem Redefluss des Lehrers im Wörterschlamm die Goldkörnchen zu waschen.

Aber nicht nur gute Schüler - nein - auch gute Lehrer soll es geben! - Aus der Sicht der Schüler natürlich, denn wir wissen ja - jeder Lehrer ist gut und keiner von ihnen bevorzugt irgendeinen Schüler, dies ist alles nur Einbildung der Betroffenen selbst und zeugt von mangelnder oder gar fehlender Sozialkompetenz. Jedoch gibt es da auch solche Lehrer, die sich durch ihr bloßes Unterrichtsverhalten einen Namen machen, sowohl im guten wie auch im schlechten Sinne. Die Bestreitung des Respekt Einflößens und gleichzeitig des Humors gegenüber der Klasse und des entspannten Unterrichtens mit Akzeptanz und entusiastischer Teilnamhme der Schüler ist immer eine Gratwanderung. Und trotzdem gibt es einige, die diese Wanderung nicht nur meistern, sondern auf ihre eigene Art perfektionieren

Abgesehen von diesen gibt es natürlich auch diese Einzelindividuen, die alle auf ihre Art einen an der Klatsche haben und dem allgemeinen Irrtum unterliegen, unartige Schüler könnten sich durch regelmäßige Zusatzaufgaben und Nachsitzen von all ihren Sünden freiwaschen oder sich mit einem Kuchen freikaufen. Die Artigen dagegen (im Kreise der Schüler bekannt als jene, die Entweder den Abtrünnigen in den Abgrund der Streber gefolgt sind oder es einfach nur verstehen beim Schwätzen nicht erwischt zu werden) sind die engelsgleichen, unschuldigen und von fiesen Fragen noch jungfräulich unbefleckten (und nicht traumatisierten) Sieger des Unterrichts. Die mündliche Eins ist ihnen sicher, und gleicht jede noch so schlechte schriftlich erbrachte Leistung zum Besseren hin aus. Sie könnten einen Mitschüler schlagen, ihm das beschriebene Blatt zerreißen und ihm den Kuli ins Auge stechen, und der Lehrer würde sofort aufspringen und für die nötige Gerechtigkeit sorgen, indem er dem Opfer des Attentats eine kostenlose Umsetzung verordnen und es für den Rest des Jahres im Auge behalten würde. Den eigentlichen Täter dagegen trifft offensichtlich keine Schuld, selbst wenn die gesamte Klasse gegen ihn aussagen würde, so urteilte der Lehrer trotz allem aufgrund seiner guten Erfahrungen und seinen Eindruck von besagtem Täter "im Zweifel für den Angeklagten".

Allein die pädagogischen und moralischen Maßnahmen und Überzeugungen der Lehrer kommen Überlieferungen aus einem kryptischen Necronomicon gleich. Da gibt es - besonders unter den jüngeren, weiblichen Individuen verbreitet, DIE GLOCKE, deren Funtktion dem geneigten Lehser als schmerzhaft hohes Klingeln durchaus ein Begriff sein sollte. Hach, waren das schöne Zeiten... da kommen Erinnerungen hoch.

Auch der STUHL DER VERBANNUNG, die ZWANGSVERSETZUNG oder auch liebenswürdig "Änderung der Sitzordnung" genannt, sind beliebte Methoden der fortgeschritteneren Zeigestab - Besitzverfechter.




Da dem Lehrerkopierer soeben der Saft und die Motivation ausgeht und der Informatiker nicht auffindbar ist, können wir leider nicht mit Großbuchstaben fortfahren. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und danken für ihr Verständnis.




Dann auch noch der Super - Gau, die Totalapokalypse, das jüngste Gericht: Der Verweis. Allein die Androhung dieser Maßnahme bringt eine Klasse zum Schweigen, drückt den Betroffenen unter der Last von Pein und Scham und der eigenen Laster nieder und entledigt ihn all seiner durch dumme Aktionen erkauften Würde. Ein Gespräch mit den Eltern zeigt unter Androhung eine ähnliche Wirkung, wird es allerdings tatsächlich durchgeführt, müssen die Lehrer entsetzt feststellen, dass diese Hundsbagage offensichtlich mit ihren Eltern unter einer Decke steckt!

Diese vermeintlich gleichgesinnten, gleichaltrigen Wesen, zu denen Herr und Frau Jetzt-
Reichts-Mir-Aber sich so verbunden fühlen, genau diese Identifikationsfiguren fallen ihnen in den Rücken. Wie sollen da noch erzieherische Maßnahmen getroffen werden? Wie?
Vielleicht ist es Zeit, das Endzeitszenario einzuleiten, den Untergang des Schüleruniversums - so meinen zumindest einige in dieser Situation der absoluten Auswegslosigkeit - ein Gespräch mit dem Schulleiter. Aus zuverlässigen Quellen lässt sich berichten, dass dies für den Schüler sogar ganz erfrischend sein kann - denn ein Schulleiter hat wirklich besseres zu tun, als darüber zu diskutieren, ob Kommentare jetzt auf den Lehrer oder das Klassenmobbingopfer abzielten.

Dabei hat allein schon der Lehrer einen gewaltigen Einfluss auf den Schüler: Schließlich "erzieht" dieser ja die nächste Nachwuchsgeneration neuer angehender Kinderquäler. Ob sie nach dem Motto "Ich möchte auf jeden Fall besser unterrichten als der Idiot damals..." verfahren werden? Eher nicht. Das beste Beispiel dafür sind sowohl die altgedienten Veteranen des Kreidekriegs, die offensichtlich schon immer alt waren oder einfach an altersbedingter Amnesie leiden (deren Auswirkungen interessanterweise nur Erinnerungen an die jungen Jahre auslöschen), als auch die unerfahrenen Jungspunde, die planlos in den Unterricht torkeln und versuchen, mit ihrem zarten Stimmchen und einer zittrigen Kreide gegen eine Masse aus unzivilisierten Schülertieren anzukommen.

Ob sich Lehrer der Rolle, die sie für die spätere Entwicklung und auch Erziehung der Kinder spielen, bewusst sind? Diese Frage sei dahingestellt. Stattdessen ist es besser, nicht für die Schule, sondern für das Leben zu lernen. Die logische Schlussfolgerung: Die Schule ist unser Leben, wer nicht lernt, der siecht dahin und stirbt. Es gibt waghalsige Erzählungen von Einzelnen, die nach diesem Leben wiederauferstanden und in einem völlig anderen aufgewacht sind, aber diesen sollte man jetzt noch keine Beachtung schenken. Nicht, solange wir die Verantwortung tragen, unsere Lebensspender mit Respekt und Würde zu behandeln. Denn es wird uns eines Tages vergolten werden, so sagt es uns die ungeschriebene Schulbibel: In der sogenannten Arbeitswelt, wenn uns diese Lichtgestalten und Schattenfratzen wiederbegegnen.
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